Rudolf Virchow gehörte zu den berühmtesten deutschen Naturwissenschaftlern des 19. Jahrhunderts. Als liberal-demokratischer Sozialreformer ging er zugleich in die Politik- und Sozialgeschichte ein.
Die Formulierung der »Cellularpathologie« machte Virchow weltweit bekannt. In Würzburg hatte er 1849 den ersten deutschen Lehrstuhl für pathologische Anatomie besetzt. In den folgenden Jahren widmete er sich dort insbesondere mikroskopischen Untersuchungen verschiedener Gewebearten. Seine Studien brachten ihn zu der Erkenntnis, dass die Zelle die kleinste Einheit allen Lebens sei. Darüber hinaus konnte Virchow zeigen, dass Zellen stets aus Zellen – und nicht aus unbelebtem Gewebe – entstehen. Auf dieser Grundlage arbeitete er eine neue Lehre vom Wesen der Krankheiten aus, die »Cellularpathologie«, die alle Krankheiten auf die Veränderung der Zellen zurückführt.
Als 1856 auch die Berliner Universität einen Lehrstuhl für pathologische Anatomie und allgemeine Pathologie einrichtete, wollte man Virchow gewinnen. Bei den Berufungsverhandlungen bestand er darauf, sein künftiges Institut in unmittelbare Verbindung mit dem Leichenhaus der Charité zu bringen. Für die pathologische Forschung und Lehre wollte er die Verfügung über Körper von Verstorbenen sicherstellen. Das Pathologische Institut erhielt also zunächst kein neues Gebäude, sondern das Leichenhaus der Charité wurde aus- und umgebaut. Die Zusammenlegung von Institut und Leichenhaus war ein wichtiger Schritt, das Charité-Krankenhaus allmählich in den Lehr- und Forschungsbetrieb der Universität einzubeziehen.
In späteren Jahren entwickelte sich Virchow zu einem leidenschaftlichen Sammler, wobei sein Interesse auf dem Gebiet der Pathologie, Anthropologie sowie der Vor- und Frühgeschichte lag. Aus der ganzen Welt zusammengetragene Knochen und Präparate häuften sich so lange im Pathologischen Institut, bis 1899 das eigens für Virchows Sammlung errichtete Pathologische Museum eröffnet wurde.
Als Stadtverordneter von Berlin, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses sowie des Reichstags machte sich Rudolf Virchow durch die Errichtung von städtischen Krankenhäusern in der Kommunalpolitik besonders verdient. Heute trägt unter anderem das Weddinger Klinikum seinen Namen.