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Der Kliniker Ludwig Traube gehört wie sein Zeitgenosse Rudolf Virchow zu den Begründern der modernen, auf naturwissenschaftlich-experimentelle Forschung gestützten Medizin.
Nachdem er in Breslau, Berlin und Wien bei den bekanntesten Klinikern seiner Zeit studiert hatte, ließ sich Ludwig Traube 1843 in Berlin nieder. Neben der Tätigkeit in seiner Privatpraxis arbeitete er auch als Armenarzt. Gleichzeitig verfolgte er seine wissenschaftlichen Interessen. Besonders durch seine Kurse in Auskultation und Perkussion wurde der Kliniker in Berlin rasch bekannt.
Diese völlig neuartigen Untersuchungsmethoden des Abhörens und Abklopfens hatte er während seiner Ausbildung in Wien kennen gelernt. Körperliche Erscheinungen, wie Herztöne und Atemgeräusche, waren objektivierbar geworden. Dadurch war die ärztliche Diagnose nicht mehr allein auf die Eindrücke des Patienten angewiesen.
Wegen eines Verbots musste Traube seine Kurstätigkeit aber schon nach einem Jahr wieder beenden. Die Patienten, für die er als Armenarzt zuständig war, sollten nach dem Willen der Berliner Armendirektion nicht mehr als »Demonstrationsmaterial« vorgeführt werden.

Als Jude war Ludwig Traube vom »Eintritt in die Wissenschaft« formal ausgeschlossen, denn er durfte sich nicht habilitieren. Erst im Zuge der Revolution von 1848 wurde er als erster Zivilassistenzarzt in der Charité angestellt.
Die Revolution blieb allerdings nur ein »Intermezzo«, was die Emanzipation von Juden in Deutschland betrifft. Berufungen auf ordentliche Lehrstühle, die mit dem Beamtenstatus verbunden waren, ließen noch lange auf sich warten. Als Ludwig Traube 1872 – mehr als 20 Jahre nach seiner Habilitation – schließlich doch noch zum ordentlichen Professor berufen wurde, war er der erste jüdische Mediziner in Preußen, dem dieser Status verliehen wurde.
Zu diesem Zeitpunkt war Traube bereits zu einem angesehenen Kliniker avanciert und hatte sich zum Fachmann für Brustkrankheiten profiliert. 1853 hatte er an der Medizinischen Klinik der Charité eine eigene Abteilung für Brustkranke eingerichtet, die vier Jahre später zur Propädeutischen Klinik erweitert wurde. Als deren Leiter machte sich Traube um die Einführung des Fiebermessens verdient und verband diese praktische Neuerung mit aufwendigen klinischen Studien und experimentalphysiologischen Untersuchungen.

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