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Wilhelm Griesinger machte sich sowohl als Psychiatriereformer wie als Kliniker einen Namen. Bevor er nach Berlin gekommen war, hatte er bereits vielfältige Erfahrungen gesammelt: im Bereich des »Irrenwesens« und auf dem Gebiet der inneren Medizin. Auf dieser Grundlage entwickelte er die wegweisende Auffassung, dass Geisteskrankheit eine Erkrankung des Hirns sei.

Hinter dieser Formel verbirgt sich einer der interessantesten Paradigmenwechsel in der Geschichte der modernen Medizin. Die überkommene Vorstellung, so genannte Irre müssten wie Kriminelle in Anstalten verwahrt werden, wird durch einen Krankheitsbegriff ersetzt. Danach waren Geisteskrankheiten in bestimmten Körperorganen, Gehirn und Nervensystem zu lokalisieren und zu erforschen. Die Leiden wurden als behandelbar und – im Prinzip – als heilbar verstanden. Zugleich war Griesinger aber der Überzeugung, dass sich Seelenzustände letztlich mit naturwissenschaftlichen Mitteln nicht durchdringen ließen.

Seinem Krankheitsverständnis entsprechend trat er für eine grundlegende Reform des so genannten Irrenwesens ein, wie es auch an der Charité praktiziert wurde. Besonders die mechanischen Zwangsmittel sollten nicht mehr gegen Kranke eingesetzt werden. Gleichzeitig bemühte sich Griesinger um die Umgestaltung der psychiatrischen Forschung und Lehre. Nach seinem Verständnis bildeten die Krankheiten der Nervenapparate ein untrennbares Ganzes, wovon die so genannten Geisteskrankheiten nur einen Teil ausmachten. Dieser Auffassung gemäß wollte er die Psychiatrie mit der Neurologie verbinden und ließ die Psychiatrische Klinik der Charité um eine Neurologische Abteilung erweitern.

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